Äh, was? Jetzt denkst Du garantiert. „Gemeint sind sicher Stärken, nicht Schwächen“.
Stärken sind wichtig und eine gute Basis. Auf Deine Glanzseiten kommen wir später nochmal zu sprechen.
Nein, ich meine hier: Schwächen oder besser gesagt Potenziale. Denn jede Persönlichkeits-eigenschaft oder Kompetenzlücke, die nicht zum Stellenprofil passt, ist ein Potenzial für Dich.
Du hast hier die Chance, das zarte Pflänzchen Potenzial zu entwickeln.
Das ist spannend, gibt Dir Profil, ermöglicht Dir eine optimale Weiterentwicklung, ist fordernd und individuell.
Leider wird gerne pauschal von Schwäche gesprochen – mit sehr negativem Touch. Welche Möglichkeiten in Deiner persönlichen Entwicklung und in Deinem Job darin schlummern, bleibt meist unbeachtet.
Was sind eigentlich Schwächen im Zusammenhang mit einem Beruf?
Zu jeder Stelle gibt es eine Stellenbeschreibung mit Hauptaufgaben und Anforderungsprofil. In den meisten Unternehmen findest Du diese Stellenbeschreibung schriftlich als Aushang oder eingestellt auf der Unternehmenshomepage.
Selbst wenn es diese Stellenbeschreibung nicht schriftlich gibt, hat der Vorgesetzte die relevanten Eckpunkte für seinen Wunschkandidaten im Kopf.
Eine Stellenbeschreibung sieht z.B. so aus:
Ausgeschriebene Position: Kundenbetreuer/Kundenbetreuerin
Zu besetzen ab: 01.06.2015
Anfordernder Fachbereich: Team I
Hauptanforderungen:
- Beratung der Kunden rund um die Vertragsanbahnung
- Bearbeitung aller eingehenden Kundenanfragen, telefonisch/schriftlich/per Email
Anforderungsprofil:
- kaufmännische Ausbildung oder gleichwertige Berufserfahrung
- gute Kenntnisse in MS-Office
- ausgeprägte kommunikative Fähigkeiten
- Belastbarkeit und Durchsetzungsvermögen
Bewerbung bitte einreichen bei: Personalabteilung/R. 2.401
Ausschreibungsfrist: 15.04. – 30.04.2015
Passen Deine Kenntnisse, Persönlichkeitseigenschaften und Erfahrungen dazu, spricht man im Sinne der Stellenbeschreibung von Deinen „Stärken“.
Fehlen Dir dagegen Kenntnisse oder passen Deine persönlichen Skills nicht wirklich, hast Du gemessen an dem Anforderungsprofil „Schwächen“.
Sind diese fehlenden Punkte erlernbar oder nehmen sie mit zunehmender Erfahrung von selbst ab, spricht man von Deinen Potenzialen. Und damit hast Du große Chancen.
Chancen hast Du natürlich auch in anderen Fachbereichen des Unternehmens, in denen Deine Potenziale verstärkt gebraucht werden. Dort kannst Du mit Fähigkeiten, die im Zusammenhang mit Deiner aktuellen Stelle oder Stellenausschreibung gar keinen besonderen Wert haben, so richtig zur Hochform auflaufen.
Die Definition einer Stärke oder Schwäche ist daher immer abhängig vom Maßstab und sicher auch immer ein wenig subjektiv. Wie Du Dich selbst einschätzen kannst, lies hier nochmal nach.
Warum ausgerechnet Schwächen Deine Karriere pushen
Du solltest Dich intensiv mit Deinen Schwächen (=Potenzialen) beschäftigen, …
…weil sie Dich interessant machen
Jeder von uns hat Tätigkeiten und Themen, die uns mehr oder weniger liegen. Auch wenn wir uns häufig über vermeintliche Schwächen ärgern, machen uns gerade diese sympathisch. Kein Arbeitgeber braucht den vermeintlichen Supermann in seinem Unternehmen. Der perfekte und allseits einsatzbereite Kollege, der alles (besser) kann, fördert auch nicht gerade den Gemeinschaftssinn.
Wichtig ist, dass Du Deinen Aufgabenbereich weitgehend gut bewältigst, also ausreichend benötigte Stärken hast.
Schwächen, deren Behebung gut ins Anforderungsprofil passen, sind dabei echte Potenziale. Wenn Du Dich hier realistisch einschätzt und die einzelnen Themen engagiert angehst, zeigst Du, wie reflektiert Du hinsichtlich Deiner Fähigkeiten bist.
Das macht Dich interessant und förderungswürdig – bei Deinem Arbeitgeber und Deinen Kollegen.
…weil sie Dir ein klares Feedback geben, wo Dein Veränderungspotential liegt
Stärken und Schwächen sind Dein Spiegelbild.
Du kannst die eine oder andere Schwäche kaschieren oder Dich um die Aufgaben herummogeln, aber das Manko bleibt. Deine vermeintliche Schwäche zeigt Dir damit, wo Dein mögliches Potenzial liegt. Das gehst Du an, in dem Du genau analysierst, woran es fehlt.
Dein Chef hat Dir in einem Beurteilungsgespräch sicher schon einmal Feedback gegeben. Was erkennt er an Deiner Arbeit an, wo sieht er Deine Stärken? Was sieht er kritisch und stuft es als Schwäche ein?
Das können Deine Fähigkeiten im Umgang mit bestimmten IT-Programmen sein, die Fehlerhäufigkeit, die Art, wie Du mit Kunden oder Kollegen umgehst, Deine Sprachkenntnisse oder…
Oder Du hast selbst schon längst gemerkt, dass Deine Kenntnisse in Excel oder in englisch nicht optimal sind. Gerne gerätst Du auch mit verärgerten Kunden in Konflikt, weil Du unsicher bist und nicht weißt, wie Du reagieren sollst. Und da wären noch die Rechtschreibfehler, die der Chef jedes Mal anmahnt.
Es gibt viele Bereiche, in denen es sich lohnt, sich zu verbessern. Deine vermeintlichen Schwächen zeigen Dir klar, wo Deine Veränderungspotenziale (=Chancen) liegen.
…weil sie Dir ganz leicht die richtige Richtung zeigen
Nur Du allein entscheidest, was Du mit deinem Potenzial anfängst.
Du analysierst, bestimmst Deine Maßnahmen und Dein Durchhaltevermögen.
Und irgendwann ziehst Du ein Fazit.
Reichen Deine nun weiterentwickelten Kenntnisse für diesen oder den erträumten Job? Dann legst Du noch einen Schritt zu.
Oder zeigt sich, dass das nicht Dein ideales Feld ist? Dass Du einfach überfordert bist? Oder doch keine Lust hast, Dich in diesem Themenfeld weiter zu bilden?
Dann gilt es, Dein Job-Navi neu zu programmieren.
In jedem Fall zeigen Dir Deine Schwächen die richtige Richtung.
…weil sie Dich Deinem Chef weniger gefährlich erscheinen lassen
Auch Dein Chef ist nur ein Mensch. Und jeder Vorgesetzte hat hohe Ansprüche und Erwartungen an sich selbst. Und an sein Team. Da ist jeder Mitarbeiter wichtig, der mit seinen Stärken das Team unterstützten kann.
Je mehr Stärken, desto besser. Oder? Naja…
Viele Vorgesetzte haben es nicht gerne, wenn ein Mitarbeiter mehr Kenntnis und Wissen mitbringt als er selbst. Das führt gerne zu Konflikten und Konkurrenzdenken. Da ist jede Schwäche, die die Produktivität des Mitarbeiters nicht schmälert, aber ihn weniger überragend erscheinen lässt, sehr sympathisch.
Das heißt jetzt nicht, dass Du Schwächen erfinden solltest. Aber jeder von uns hat starke und weniger starke Seiten. Die weniger starken darfst Du nur nicht verstecken.
Ecken und Kannten machen eine Persönlichkeit erst aus. Und so kommen Vorbehalte und Ängste seitens des Chefs gar nicht erst auf.
…weil sie Dich einfach für Deinen Arbeitgeber billiger machen
Das klingt hart – ist aber Fakt. Wenn es um Geld geht, ist die Freundschaft vorbei. Und da wird plötzlich jede Schwäche zum willkommenen Sparschwein.
Nutze das als Vorteil!
Du bist durch vermeintliche Schwächen günstiger und dadurch interessanter für jeden Arbeitgeber, der auf sein Budget und Teamgerechtigkeit achten muss.
Dabei hast Du noch großen finanziellen Spielraum nach oben. Bei entsprechender Leistung und Ausnutzung Deiner Potenziale kannst Du immer wieder in den Genuss motivierender Gehaltserhöhungen kommen. Es gibt nichts frustrierenderes, als wenn man zwar höher in der Gehaltstabelle einsteigt, auf diesem Niveau dann aber jahrelang eingefroren wird.
Und Du nimmst Dir durch einen etwas niedrigeren Einstieg auch viel Leistungs- und Erfolgsdruck.
Also steh zu Deinen Schwächen. Die paar Euro weniger im Geldbeutel und ein gutes Image durch Dein Engagement werden sich bald amortisieren.
…weil sie Dir einfach positive Aufmerksamkeit verschaffen können
Du hast kleine oder größere Schwächen, mit denen Du charmant und offen umgehst. Du wirkst dadurch interessant und sympathisch. Das ist gut.
Noch viel stärker wirkt jedoch Dein selbstkritisches Engagement, Dich in diesen Punkten weiterzuentwickeln. Wenn Du Dich mit Deinem Manko in Fremdsprachen oder mit Deiner Schusseligkeit oder mit Deiner Wirkung auf Kunden auseinandersetzt, bleibt das ganz stark haften. Das wird honoriert und anerkannt. Vom Chef, von Kollegen, von Kunden.
Du wirst damit vielleicht für einige zum Vorbild. Das wird auch Deinem Chef auffallen. Und öffnet Dir sicher später noch Türen.
Jedes Team braucht solche Leute. Interessant, sympathisch, engagiert.
Stehst Du wirklich zu Deinen Schwächen? Wie gehst Du damit im Job um?
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