Lieber verstecken als anecken?

 Motivationsstau

 

Wär´ich doch bloß unsichtbar…

Das Auto biegt in die Einfahrt ein. Kies knirscht unter den Reifen. Der am weitesten entfernt gelegene Parkplatz muss es sein. Hier gibt es keine Sicherheits-kameras mehr. Man muss ja nicht gleich unter Beobachtung stehen.

Wo ist die Lebenslust hin? Ein tiefer Seufzer. Die Beine sind schwer. Die Tasche auch. Sitzt da plötzlich ein Elefant drin?

Jetzt die Treppe zum Eingang hoch. Jede Stufe erhält ungeahnte Aufmerksamkeit. Die Schuhspitzen auch.

Ein Blick in die Eingangshalle. Oh nein, der auch noch. Das hat jetzt noch gefehlt.

Gezwungener Smalltalk am Empfang. „Ja, das Wetter soll heute ganz nett werden. Nein, der Stau war nicht so schlimm. Ja, das wird wieder ein langer Arbeitstag. Aber die Arbeit macht ja Spaß, nicht wahr?“ Cheese!

Im Eiltempo durch die Halle, ab ins Büro. Nur schnell die Tür zu. Ein Seufzer. Ein Blick durch das Fenster.

Wo ist der Spaß geblieben? War das nicht mal ein richtig cooler Job?

Wann ist der nächste Urlaub? Oh je, noch so lange?

Es klopft, zaghaft aber nachhaltig. Stimmen vor der Tür.

 

Lasst mich doch alle einfach mal in Ruhe!

Ach, nur eine kurze Frage. Warum schaut die Mitarbeiterin so merkwürdig?

Gut, Tür wieder zu. Nebenan morgendliches Begrüßungsgelächter. Der Blutdruck steigt. Haben die keine Arbeit? Was gibt es da zu lachen? Können die keine Rücksicht nehmen?

Ein Kaffee wäre gut. Aber die Küche ist weit weg und gut einsehbar. Lohnt sich das Risiko gesehen zu werden?

Keine Lust, Smalltalk zu machen. Keine Lust, beobachtet zu werden.

Na, welches Parfüm, welche Schuhe, welcher Blick hat denn die Chefin heute?

„Habt Ihr das gesehen? Die ist aber schlecht drauf heute.“ Blablabla.

Oh, nein – nachher findet auch noch das Meeting statt.

Also ran an die Front.

Professionelles Lächeln (Cheese), schwungvoller Schritt.

„Hallo, wie gehts? Alles o.k. bei Euch? Ja, natürlich ist bei mir alles bestens.“

Souverän, locker, positiv.  Na klar doch…

 

Wo ist eine Höhle…?

Kennst Du das Gefühl, dass Du am liebsten eine Tarnkappe hättest, damit Dich keiner sieht? Wünschst Du Dir auch manchmal, dass sich ein Loch im Boden auftut und Du ganz fix darin verschwinden kannst?

Dir wächst alles über den Kopf, obwohl gar keine neuen Aufgaben dazu gekommen sind und Du dieses Pensum sonst gut bewältigst? Du bist plötzlich übersensibel und ständig genervt.

Die jungen Kollegen machen Dir Angst.

Wirst Du gelobt, glaubst Du, bald weggelobt zu werden.

Wirst Du kritisiert, glaubst Du, man hacke auf Dir herum.

Bekommt ein anderer Kollege eine Aufgabe, siehst Du Dich als Opfer.

Bekommst Du diese Aufgabe zusätzlich, siehst Du Dich als Lastesel.

Ich denke, jeder kennt solche (kurzen) Phasen. Das hat noch lange nichts mit einer krankhaften Depression zu tun oder mit einem Burnout. Es hat aber viel mit Routine, Anerkennung und Selbstbild zu tun.

Wenn Du hier nicht gegensteuerst, wird daraus schnell eine dauerhafte Unsicherheit und Du ziehst Dich selbst nur runter. Alles ist plötzlich schlecht, alle Kollegen sind doof, alle Vorgesetzten nerven, alle Arbeiten sind langweilig.

Jetzt hör ich Dich schon „Ja, ich sage ja immer, dass mein Chef mir mal neue Arbeiten geben sollte. Aber der lässt mich ja verhungern“.

 

Eindeutig Stau in der Motivationskurve

Moment mal

Lass uns hier bei dem bleiben, was Du selbst tun kannst, um wieder mehr Spaß an der Arbeit und dem Miteinander zu bekommen.

„Was soll ich dazu schon tun können?“

Du kannst Deinen Fokus auf etwas anderes richten. Und dabei ganz von selbst ein wenig loslassen.

Du kannst Dich dabei neu ausrichten. Und Dich ausprobieren.

Du machst neue Erfahrungen und findest den Spaß wieder.

Und jeder Schritt in Richtung Neues bringt Dir auch ein ganzes Stück Selbstbewußtsein.

Dabei beginnst Du wieder Dich selbst zu sehen, Deine Stärken und Schwächen ganz subjektiv einzuschätzen.

Nicht ein Dritter gibt Dir also eine Einschätzung zu Deinem Tun, sondern Du. Oft ist man das gar nicht mehr gewohnt, weil man eben im Job immer von anderen Personen beurteilt und eingeschätzt wird. Und entsprechend erhält man dann Aufgaben zugeordnet.

Um Dir wieder den Spaß und die Leidenschaft für Deine Arbeit zurück zu bringen, ist es wichtig, dass Du Dich selbst aufmerksam siehst, Dich austestest und bewusst Erfolge feierst.

„Wo soll ich denn Erfolge herbekommen?“

Lass mal sehen…

 

Raus aus der Routine

Hier gebe ich Dir einige Denkanstöße, wie Du Deinen Joballtag und Deine Freizeit in diesem Sinne anreichern kannst.

Abwechslung, Neues, ungewohnte Situationen, ungeahnte Erfolge, überraschende Feelings.

Es sind teilweise ganz simple Mittel, die Dir vielleicht erst einmal wenig geeignet erscheinen. Und schon gar nicht innovativ. Aber Deine Motivation und Leidenschaft baut sich nicht nur auf Geld oder Aufgaben auf, sondern es gehören viele kleine Puzzlesteine dazu.

Erst zusammen ergibt das Puzzle ein Bild.

Mit diesen Zutaten holst Du ganz sicher Deine Power zurück.

 

„Guten Morgen“

Es ist wahrscheinlich irgendwann zwischen 06:30 Uhr und 09:30 Uhr. Zwischen Morgenmuffel und Frühaufsteher mag es nicht so recht funken. Hilf doch mal nach:

  Kaffeeklatsch 

Geh morgens nicht gleich zur Routine über. Nicht schnell die Tasse aus dem Schrank holen, Kaffee zapfen und ab ins Büro. Interessiere Dich mal wieder für Deine Umwelt.

Was macht das ewig kaputte Auto von Frau Huber?

Ist die grippekranke Tochter von Heidi wieder gesund?

Hat Norbert jetzt seinen Hund operieren lassen?

Und wie steht es mit dem Hausbau von Klara und Stefan?

Wann hast Du das letzte mal gefragt? Wann hast Du zuletzt etwas von Dir erzählt?

Oder gib doch einfach mal eine Runde Süßes aus. Ob Schokolade oder Kuchen oder Donuts ist völlig egal. Die Geste macht Laune. Und hebt die Stimmung. Bei den Kollegen, aber auch bei Dir.

Dazu brauchst Du jetzt keinen Tisch hübsch zu denken, keine Blumenvase und keinen Raum zu organisieren. Weniger ist auch hier oft mehr. Stell Deine Leckereien einfach in die Küche oder in eine Ecke des Großraumbüros. Bleib kurz dabei, trink Deinen Kaffee und mach smalltalk. Mach einen netten Zettel dran, geh an die Arbeit und fühl Dich gut.

  Gemeinsam brunchen

Lass das Mittagessen heute ausfallen. Stattdessen gibt es mit den Kollegen mal einen leckeren Brunch. Jeder bringt etwas mit. Jeder was er mag und kann. Das macht Spaß, bringt Laune und Du lernst die kulinarischen Vorlieben Deiner Mitmenschen kennen.

Gemeinsam futtern, gemeinsam lachen – tut einfach gut.

Auch hier gilt: keep it simple. Jeder bringt das mit, was er kann und mag. Ob das Deinem Geschmack entspricht, spielt keine Rolle. Nichts einengen oder aufzwingen. Kein Excel-sheet erstellen, keine Checkliste.

 

 „Mahlzeit“

Es ist Mittagszeit. Wir gehen in die Kantine. Wir, das ist eine Gruppe der immer gleichen Kollegen. Man kennt sich, empfindet eine gewisse Sicherheit. Jeder weiß, worüber man spricht und worüber besser nicht. Der gleiche Weg, die gleichen Leute, oft auch das gleiche Essen.

Warum machst Du morgen nicht mal etwas anderes? Ein paar Ideen:

   Neue Gesprächspartner

Kennst Du das auch? Bei jeder Gelegenheit rotten sich immer die gleichen Leute zusammen. Beim Betriebsfest, beim Weihnachtsessen, bei der Betriebsversammlung, in der Pause.

Immer wieder die gleichen Gesichter und die gleichen Sprüche um Dich herum. Wie öd ist das denn.

Geh einfach mal mit der netten Kollegin aus dem Marketing oder dem neuen Buchhalter zum Essen.

„Die kenne ich doch nicht.“

Ja, das ist ja gerade der Reiz.

Neue Themen, neue Ansichten, andere Lebensweisen. Du wirst merken, das tut enorm gut. Du kommst ganz schnell aus Deinem Kokon raus.

  Neue Wege

Warum muss es eigentlich die Kantine sein? Gegenüber ist doch ein netter kleiner Italiener mit Mittagstisch. Oder wie wäre es mit dem neuen Kollegen auf einen Sprung zum Bäcker und zurück?

Du isst abends warm? Dann nutze die Mittagspause doch für den Sport: Tennis, Jogging, Radfahren oder nordic walking. So tust Du etwas für Deine Gesundheit, fühlst Dich fit und schaltest total ab.

 

„Feierabend“

Es ist Feierabend. Jeder geht zu seiner gewohnten Feierband-Beschäftigung über. Couchsurfen, Sport treiben, Kinder bespaßen, Hund ausführen.

Schade eigentlich. Denn es geht nichts über ein kleinen Absacker mit ein paar netten Kollegen. Das bringt einfach neue Blickwinkel und man lernt die Kollegen anders kennen. Neudeutsch nennt man das netzwerken. Ein Netzwerk von unterschiedlichen Personen und Kompetenzen aufzubauen, macht Spaß und hilft bei Bedarf schnell weiter. Und das entlastet Dich wiederum.

  After-Work-Plauderei

Eine neue Cocktailbar um die Ecke? Ideal für einen Feierabendtalk.

Oder eine Shoppingtour mit den Mädels? Kino oder Prosecco hinterher.

Zurück in die 70er? Wie wäre es mit einer Tupperparty (ja, die gibt es noch)? Alternativ gibt es heute Dessous- oder Schmuckparties.

Oder einer Pizzarunde beim Italiener?

Oder einem kleinen Grillfest auf dem Platz nebenan. Unter den Kollegen. und ggf. deren Kinder und Partner.

  After-Work-Wochenend-Tour

Wie wäre es mit einer gemeinsamen Tour in den Kletterpark? Oder zum altgedienten, aber immer noch effektiven kegeln?

Oder gar einem ganzen Wochenende segeln nach Sylt oder wandern ins Allgäu?

Und wer noch einen drauf setzen will, der bleibt mit der ganzen Truppe gleich auf einer Hütte.

Da können dann vielleicht noch die Partner mitkommen.

Echt cool. Und es bilden sich ganz sicher neue Bande. Auch die Hierarchie aus dem Job spielt in den Bergen definitiv keine Rolle mehr. Da geht auch dem Chef die Puste aus. Hier toppen Kondition und Muskeln alles.

 

Dein Tagesgeschäft

Die Routine hat Dich fest im Griff. Du betest Deine Aufgaben sogar perfekt runter, wenn man Dich um Mitternacht weckt. Aber spannend ist das im Moment nicht.

  Zusätzliche Aufgaben

Such Dir eine zusätzliche Aufgabe in Deinem Unternehmen. Etwas, was zu Deinen Kompetenzen passt. Oder etwas ganz Neues. Wie Du an solche Aufgaben kommst, sagt Dir Dein Chef/Deine Chefin. Lies hier weiter und hier.

  Über den Tellerrand hinaus

Du wolltest schon immer das Seminar zum Thema Kundenservice machen? Oder den Rhetorikkurs? Oder die Gesundheitskurse im Unternehmen nutzen? Jetzt. Schieb es nicht immer weiter raus. Jetzt ist der ideale Moment.

Sprich Deinen Chef/Deine Chefin an. Eine Anleitung hierzu findest Du unter Klartext…Teil1 und Teil2.

 

Du hast alle Möglichkeiten ausgereizt, im Job aus dem Motivationsstau rauszukommen? Gut, dann geht es jetzt in Deine Freizeit.

 

Ideen für Dein Privatleben, um den Motivationsstau aufzulösen:

  Darf‘s ein bisschen mehr sein?

Du wolltest unheimlich gerne mal Oldtimer fahren?

Oder eine Harley?

Oder einen Tag Porschefahrer werden?

Oder reichen Dir 2 PS in einem Pferdegespann?

Oder eine Huskytour (die gibt es auch auf Rädern in unseren Gegenden)?

Back to the roots

Du willst den Kopf frei bekommen? Job freie Zone?

Wie wäre es mal mit einer Tour zu Fuß auf den nächstbesten Hügel? Mit Rucksack und Wandernavi oder der klassischen Karte. Ziele können sein: Taunus, Schwarzwald, Rhön, Hunsrück, Bayrischer Wald, Pfalz, …oder lieber weiter unten wattwandern?

Du läufst nicht wirklich gerne? Gut, dann wäre vielleicht der Yogakurs oder das Thai-Chi-Wochenende etwas?

Gar keine Bewegung? Dann solltest Du einen Wellness-Trip machen.

Massagen und Bäder machen klar und Du kannst sensationell gut abschalten.

  Die Welt von oben

Dir ist gerade hier unten die Luft zu dick?

Dann versuch es mal mit Gleitschirmfliegen.

Oder einem Hubschrauberflug.

Oder einem Tandem-Fallschirmsprung?

Oder einer Wochenend-Skitour auf den nächstbesten Gletscher?

Oder einem Shoppingflug nach Madrid?

 

Fazit:

Merkst Du, wie sich der Motivationsstau und Dein Bürostaub ganz schnell auflösen? Schon die Planung macht Spaß.

Natürlich lösen sich damit Deine Probleme nicht in Luft auf. Ebenso wenig treffen sich anstehende Entscheidungen plötzlich von selbst. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass Dir neue Menschen, Gedanken und Herausforderungen dabei helfen, ist sehr groß.

Denk dran: Da geht noch viel!

 

 

Portrait2Bin gespannt, welche Tricks Du hast, wenn Deine Motivation im Keller ist.

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