Sabbatical planen (2) – was der Auszeitvertrag beinhaltet

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Im ersten Teil hast Du erfahren, was das Sabbatical eigentlich ist und was es Dir und Deinem Unternehmen bringen kann.

Jetzt – im zweiten Teil – hast Du schon eine konkretere Vorstellung davon und kannst mit den folgenden Tipps eine schriftliche Vereinbarung mit Deinem Arbeitgeber aushandeln.

Im dritten Teil geht es dann um Dein Reisebudget und wie Du es ganz leicht aufbessern kannst.

 

Sabbatical planen (2) – was der Auszeitvertrag beinhaltet

 

Wo und wie beantragst Du Deine Auszeit?

Ansprechpartner ist in erster Linie Dein direkter Vorgesetzter. Auch wenn der offizielle Antrag in größeren Unternehmen in der Personalabteilung gestellt wird, solltest Du nie an Deinem Vorgesetzten vorbei handeln.

Denk daran, dass Dein Arbeitgeber jederzeit aus betrieblichen Gründen einem Sabbatical widersprechen darf. Und, dass Du im Anschluss höchstwahrscheinlich wieder in Deinem bisherigen Bereich arbeiten möchtest.

Neben Deinem Chef sind die Kollegen der Personalabteilung und des Betriebsrates Deine Ansprechpartner.

Wie gehst Du am besten vor?

  • Sprich Deinen Vorgesetzten an. Vereinbare einen Termin, in dem Du in Ruhe (ca. 30 Min.) Dein Vorhaben erläutern kannst. Tipps dazu findest Du auch hier.
  • Überleg Dir, wie Du das Sabbatical zeitlich „finanzieren“ willst. Also, ob Deine Überstunden damit verrechnet werden sollen oder Du lieber unbezahlten Urlaub nimmst oder eine der anderen Möglichkeiten (siehe Teil 1 unter „Bekommst Du in dieser Zeit Geld vom Arbeitgeber?„) in Frage kommt.
  • Mach konkrete Vorschläge, was mit Deiner Arbeit in dieser Zeit geschehen soll. Du solltest den Eindruck vermitteln, dass Deine Auszeit mittel- und langfristig im Interesse des Unternehmens ist und nicht nur Deinen gebräunten Beinen dient.
  • Erstelle im Kopf oder schriftlich einen kleinen Ablaufplan: Passt es besser, einen Kollegen mit der Vertretung zu beauftragen? Oder kann das Pensum auf mehrere Köpfe verteilt werden? Gibt es Prozesse, die völlig vernachlässigt werden können?
  • Wer übernimmt in dieser Zeit Dein Telefon? Wer sichtet Deine Post, auch die elektronische (Postgeheimnis beachten)? Wie wird mit Reklamationen zu Deiner Arbeit bzw. Fragen zu Deiner Abwesenheit umgegangen?
  • Informiere Dich vorab über Regelungen zum Sabbatical in Betriebsvereinbarungen (für Deinen Betrieb oder den Konzern), in Deinem Arbeitsvertrag oder im geltenden Tarifvertrag.
  • Und entscheide Dich, wie lange Dein Sabbatical dauern kann. Wie lange reichen die angesammelten Überstunden aus? Muss es unbezahlter Urlaub sein? Dann solltest Du die Haushaltskasse noch intensiver prüfen als ohnehin schon. Sorg jedenfalls dafür, dass Du eine konkrete Vorstellung von Zeitraum und Rahmenbedingungen hast.
  • Wenn Dir jetzt nicht ganz wohl dabei ist, schau einfach mal hier rein. Informiere Dich vorab im Internet, in Literatur und in Gesprächen mit „Sabbaticalisten“. Das gibt Sicherheit.

 

Kannst Du das Sabbatjahr abbrechen oder verlängern?

Nichts ist unmöglich – aber nichts geht in diesem Fall ohne Deinen Arbeitgeber.

Da für Dich Ersatz gefunden werden muss bzw. umorganisiert wird, ist es nicht ganz einfach, früher zurückzukommen oder länger zu bleiben. Besprich das möglichst frühzeitig mit Deinem Chef.

 

Wie hältst Du die Vereinbarungen zu Deinem Sabbatical fest?

Unbedingt schriftlich. Gemeinsam mit Deinem Chef oder der Personalabteilung sollten folgende Punkte vereinbart und schriftlich festgehalten werden:

  • Beginn und Ende des Sabbaticals. Dauer der Ansparphase von Überstunden, Dauer der Freistellungsphase.
  • Fragen möglichen vorzeitigen Abbruchs und Verlängerung.
  • Fragen der Vergütung (Gehalt, Lohn, Boni, leistungsbezogene Vergütung, offene und verrechnete Mehrarbeit, Tantiemen).
  • Leistungen über das Gehalt hinaus (betriebliche Altersversorgung, Unfallversicherung, Jobticket, Kindergartenzuschuss, Aktien, etc.).
  • Erhältst Du trotz Auszeit Deinen Jahresurlaub? Was passiert bei Krankheit?
  • Prozessablauf der Übergabe und Dokumentation erledigter und offener Arbeiten, Wiedervorlage, Projekte, Telefon, Post. Wer segnet die vollständige Übergabe ab?
  • Fragen der Versicherungsleistungen (KV/RV/AV, Auslandskrankenversicherung, etc.).
  • Leistung und Dokumentation während des Sabbaticals (musst Du erreichbar sein? Wurden konkrete Weiterbildungsmaßnahmen vereinbart? Ist das Verfassen von Artikeln für Mitarbeiterzeitung oder Unternehmensblog vielleicht Bedingung?, …)
  • Position, Aufgaben, Standort, sonstige Bedingungen nach Rückkehr (welche konkrete Position an welchem Ort, wem zugeordnet, wem berichtspflichtig, Arbeitszeit, Gehalt, …)?
  • Kann der Arbeitgeber die gleiche oder eine bessere Position nicht garantieren, sollte eine Abfindungsregelung vereinbart werden. Zumindest jedoch die Zusage, dass eine solche zum gegebenen Zeitpunkt verhandelt wird.
  • Unterstützende Maßnahmen nach Wiedereinstieg (Unterweisungen in der Einarbeitungsphase für neue Arbeitsabläufe, Auszeiten zum nacharbeiten der Informationen, langsam ansteigende Stundenzahl, Unterstützung durch konkret zugeordneten Kollegen, …).

 

Wie erfolgt die Zustimmung durch den Arbeitgeber?

in jedem Fall schriftlich. Und zwar, indem genau der gerade besprochene Vertrag rund um das Sabbatical zustande kommt, also von einem Unterschriftsberechtigten und Dir gemeinsam unterschrieben wird.

 

Was sollte Dich davon abhalten?

Gar nichts!

Aber es gibt Dinge, die Du berücksichtigen solltest, um vorbereitet zu sein:

  • Deine Familie, Deine Freunde kannst Du oder willst Du vielleicht nicht mitnehmen. Das kann zu Auseinandersetzungen und Unverständnis führen. Oder es tritt genau der umgekehrte Fall ein: Du möchtest gerne Deinen Partner/Deine Partnerin mitnehmen und triffst auf wenig Verständnis.
  • Es fehlt Dir womöglich Anerkennung und Wertschätzung, die Du in Deinem Job oder im Privatleben erfährst.
  • Du fängst quasi bei null an, wenn Du eine neue Aufgabe angehst – in einem anderen Land mit einer fremden Sprache in einer fremden Kultur, in der Du nicht immer sofort willkommen bist.
  • Andere werden nicht alles nachvollziehen können, was Dich antreibt. Irgendwann stellt sich bei Dir ein Gefühl der Andersartigkeit oder der Einsamkeit ein.
  • Sei Dir bewusst, dass Dir auch gerade die Routinen fehlen werden, die Dich oft genervt haben. Jeden Morgen zur Arbeit zu gehen, der Smalltalk mit dem Chef, die ewig gleichen Sprüche der Kollegen.
  • Dich quälen womöglich immer wieder Zukunftssorgen und Existenzängste.
  • Den ganzen Tag einen schweren Rucksack tragen, ist auch nicht jedermanns Sache. Du stellst Dir Sinnfragen.
  • In der Fremde Kontakt zu knüpfen, fällt nicht immer leicht. Sprachliche und kulturelle Probleme bremsen Dich.
  • Im normalen Leben verdrängte und scheinbar vergessene Wünsche und Probleme nimmst Du mit. Wenn der Stress abnimmt und Du Zeit hast, kommen sie häufig wieder ins Bewusstsein.

Lass Dir Zeit. Plane auch Pausen und reichlich planlose Zeiten ein.

 

Wie ist das – ein Sabbatical?

Neu. Anders. Aufregend. Unsicher. Stark. einsam. Lebendig.

Du erlebst Dich von ganz neuen Seiten. Erlebst vielleicht Deine Grenzen und Deine Reaktionen darauf. Musst mit Situationen umgehen, denen Du bisher nie begegnet bist. Schlechte hygienische Verhältnisse, null Komfort, Lärm, Menschenmassen, Einsamkeit, fremde Sprachen, fremde Kulturen.

Wer sein Leben komplett umkrempelt – und sei es nur auf Zeit – muss damit rechnen, dass nicht alles so wird, wie er es sich im 9 to 5-Job erträumt hat.

 

Wie wirkt sich ein Sabbatical auf Deinen Job aus?

Positiv. Auch wenn vielleicht manche Kollegen wenig freundlich reagieren.

Dein Arbeitgeber ist sich der Vorteile bewusst, sonst würde er ein Sabbatical nicht anbieten.

Häufig folgen einer Auszeit interessante Aufgaben und nicht selten später Beförderungen oder anderweitige neue Entwicklungschancen.

 

Du näherst Dich Deinem Ziel. Bleib dran!

Hier geht es zu Teil 3 rund um Dein Reisebudget.

 

 

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