Im ersten Teil der Beitragsreihe „Sabbatical (1) – der kleine Ausstieg auf Zeit“ ging es um grundsätzliche Informationen:
- Was ist ein Sabbatical?
- Welche Vor- und Nachteile bietet es?
- Wer kann es erhalten?
Im zweiten Teil, „Sabbatical planen (2) – was der Auszeitvertrag beinhaltet„, wurde es konkreter:
- Wo und wie beantragst Du Deinen Ausstieg?
- Was ist ein Sabbaticalvertrag und was gehört hinein?
- Was solltest Du mit Deinem Arbeitgeber unbedingt vor Deiner Auszeit vereinbaren?
Jetzt geht es in die Umsetzung:
Sabbatical genehmigt (3) – 22 Tipps für Dein Reisebudget
Du hast alles mit Deinem Chef geklärt und schriftlich festgehalten?
Puuuh! Das ist schon ein großer Schritt.
Das ist so, als wenn Du die Zahnpasta aus der Tube gedrückt hast. Die bekommst Du nicht mehr rein. Auch, wenn Du gerade etwas überfordert bist mit Deinem Aussteigertraum – Du stehst kurz davor.
Jetzt kannst Du mit Vollgas an die weitere Planung und Umsetzung gehen.
Wie planst Du jetzt Deine Auszeit konkret?
Es gibt unendlich viele Fragen:
- Was willst Du in dieser Auszeit nun wirklich machen? Oder hast Du mehrere Ziele und splittest die Zeit?
- Willst Du alleine oder mit anderen reisen? Gleichgesinnte findest Du in diversen Reiseforen. Alleine zu reisen, hat aber auch seine Vorteile – Du bist weniger abgelenkt und mehr bei Dir.
- Wohin soll die Reise gehen? Was hat Dich schon immer interessiert?
- Mit welchen Fortbewegungsmitteln willst Du reisen? Oder machst Du Dich zu Fuß auf? Oder auf Fahrrädern?
- Willst Du die Zeit nutzen, um etwas zu ändern oder zu verbessern?
- Wie viel Reisebudget steht Dir zur Verfügung? Wie viel willst Du ausgeben?
- Welche Ausgaben kannst Du vermeiden oder senken?
- Welche Impfungen, Versicherungen, Nachsendeaufträge, Visa, etc. benötigst Du?
- Was nimmst Du mit? Mit welchem Gepäck? Kannst Du etwas voraus schicken?
- Welche Zahlungsmittel brauchst Du (Kreditkarte, Traveller cheques, Barmittel)?
- Wo hinterlegst Du Deine Unterlagen (Ausweiskopien mitnehmen, Cloud nutzen)?
- Wer kümmert sich um Tiere und Pflanzen? Und das Lüften und Briefkasten leeren?
Lass uns mit dem Reisebudget anfangen.
Es ist jetzt Geschmacksache, ob Du zuerst Deine Route festlegst und dann checkst, wie hoch Dein zur Verfügung stehendes Budget ist oder umgekehrt. Ich mache erst Kassensturz und lege meine Reisen nach der voraussichtlich bis zum Abreisetag vorhandenen Kasse fest. So vermeide ich, dass ich meine Route wegen der zu hohen Kosten mehrfach umplanen oder gar während der Realisierung abbrechen muss.
Dein Reisebudget – Kassensturz
Du hast sicher schon, bevor Du Deinen Antrag auf ein Sabbatical gestellt hast, Deine Finanzen grob gecheckt.
Jetzt gilt es nicht nur das zu prüfen, was Du hast, sondern auch das, was Du noch zu Geld machen kannst.
Bei der nachfolgenden Liste setze ich voraus, dass Dein Ausstieg wirklich auf Zeit ist. Und Du wiederkommst. Also, Deinen Hausstand nicht auflösen möchtest, sondern lediglich etwas lichtest.
- Wie hoch sind Deine Bankguthaben, Festgelder, Aktien, Bausparverträge,…?
- Was kannst Du ohne Kosten nutzen (Vorfälligkeits-entschädigung). Achte darauf, nicht unnötig Geldanlagen oder Verträge aufzulösen, die Dir während Deiner Abwesenheit noch Geld bringen könnten. Für manche Verträge musstest Du auch Abschlussgebühr zahlen, die mit der Auflösung verloren ist.
- Welche Schulden hast Du (Kredite, überzogene Konten,…)?
- Welche Kosten laufen weiter während Deiner Abwesenheit (Miete, Nebenkosten, Hausgeld bei Eigentumswohnungen, Versicherungen, Unterbringungs- und Tierarztkosten für Tiere,…)?
- Bekommst Du von Deiner Familie einen Zuschuss zur Reise?
- Notfallpuffer nicht vergessen. Lass genug auf einem gesonderten Konto, damit Du ohne Probleme zurückkommen und zuhause wieder Fuß fassen kannst.
Unterm Strich hast Du jetzt erst einmal das Budget, das Dir für die Reise zur Verfügung steht. Das kannst Du aber noch leicht aufbessern.
Dein Reisebudget – seid mein Polster für das Sabbatical
- Was kannst Du von Deinem Hab- und Gut verkaufen? Über kostenlose Kleinanzeigen? Ebay (Gebühren!) oder schwarzes Brett in Supermärkten, etc.
- Hast Du alte Handys, Laptops, PCs, Navis, die Du nicht mehr benötigst?
- Auch das Zubehör, also Kabel, Kopfhörer, Etuis lässt sich gut versilbern.
- Wie sieht es mit Kleidung aus? Unmoderne Hosen, zu eng gewordene Blusen und Hemden, zu knappe Shorts, zu kurze oder hübsch hässliche Röcke, Mäntel und Jacken, die seit Jahren im Schrank hängen oder sogar Hüte? Gut erhaltene Schuhe oder Stiefel?
- Taschen, Koffer, Rucksäcke?
- Wie sieht es mit Deiner alten Sportausrüstung aus? Karateanzug, Mountainbike, Helme, Ski und Skischuhe, Bergwanderstiefel, Tennisschläger, Reitsattel/-stiefel, Skateboard, Surfbrett oder Hockeyschläger?
- Oder warst Du eher der mit der Gitarre, Geige oder gar Harfe? Hast Du noch Notenständer oder Fußbänkchen? Und Koffer oder Taschen für die Instrumente?
- Bist Du die Leseratte, die heute lieber in den PC als in die Seiten guckt? Wirf mal einen kritischen Blick in Deinen Bücherschrank. Wann hast Du die sozialkritischen oder politisch motivierten Abhandlungen das letzte Mal zur Hand genommen? Oder Krimis, Sciencefiction-Romane und historische Wälzer? Oder warst Du diejenige, die gerne Kochbücher gesammelt hat? Oder Gartenanleitungen?
- Was machen Deine CDs oder gar LPs? Eine LP kann unter Umständen einiges wert sein. Überlege Dir, was Du noch wirklich hörst. Und für den Rest gilt: Ab zum Musik-Antiquariat.
- Nutzt Du den Kaffeevollautomat noch? Oder bist Du längst auf Tee umgestiegen?
- Und was ist mit dem Monster von Küchenmaschine? Du nimmst doch eh viel lieber das handliche Rührgerät.
- Ach ja, der Brotbackautomat. Das Brot vom Bäcker schmeckt Dir doch besser? Trotz Automat ist es einiges an Arbeit? Es gibt genug Hobbybäcker, denen es genau anders geht.
- Da wären noch der teure Mixer und die Hightech-Citruspresse. Schön, aber kaum benutzt.
- Sind das im Wohnzimmer in der Ecke alles Tageszeitungen? Den Stapel kannst Du jetzt gerade noch zum Kamin anzünden nutzen. Abbestellen. Und welche Abos gibt es noch?
Dein Reisebudget – hier kannst Du Geld sparen
Du meinst, Du kannst nichts mehr sparen? Vielleicht doch. Oft sind es die kleinen Dinge, die sich ein wenig summieren. Mit dem Ziel vor Augen – immerhin ist das Sabbatical ja jetzt schon genehmigt – geht das Sparen viel besser.
- Schlemmen: Cappuccino oder Schoko mit Sahne? Lecker…aber die kannst Du Dir auch selbst zuhause brauen. Du sparst ca. 2,50 € pro Tasse. Bei 2 Tassen pro Woche macht das schon runde 260€ pro Jahr. Auch Snacks, Salate und Pizza kannst Du viel leckerer und nach eigenem Geschmack zubereiten. Und Dir danach für ein paar Cent noch einen Espresso gönnen.
- Lesen: Du liest gerne Zeitungen und Zeitschriften? Klasse, aber musst Du sie Dir gleich kaufen? Gerade Zeitungen kannst Du kostenfrei oder günstiger im Internet erhalten. Zeitschriften kannst Du zum Teil auch auf den entsprechenden Homepages lesen. Oder auch mieten. Bücher gibt es in Büchereien für den Preis eines Leihausweises oder für kleines Geld gebraucht.
- Shoppen: Du gehst gerne einkaufen? Mach Dir vorher eine konkrete Einkaufsliste. Und gehe nur in die Geschäfte, in denen Du das erhältst, was Du suchst. Denk daran, dass jeder Cent Dich Deiner Auszeit näher bringt. Wichtig dabei auch: Welche Verkehrsmittel nutzt Du zum einkaufen? Wenn Du ein Auto benutzt, solltest Du checken, wo Du kostenfrei frei parken kannst (Einkaufscenter, happy hour-Zeiten). Oder nutze öffentliche Verkehrsmittel. Das ist häufig wesentlich günstiger.
- Konten: Du zahlst noch Gebühren bei Deiner Bank? Das geht auch anders. Vergleiche Banken und deren Angebote. Vor allem Onlinebanking spart reichlich Kosten. Wann hast Du zuletzt eine Filiale betreten? Brauchst Du nicht? Eben, nutze Online-Banken. Aber auch unter den Filialbanken und -sparkassen gibt es mittlerweile Angebote zu kostenfreien Girokonten und Kreditkarten.
- Versicherungen: Bei Versicherungen kannst Du eine Menge Geld sparen. Entweder, indem Du Anbieter vergleichst und günstige Angebote nutzt oder ganz auf bestimmte Versicherungen verzichtest. Unverzichtbar ist eine Krankenversicherung, im Ausland die Auslandskrankenversicherung, Pflegeversicherung (Pflicht!) und Haftpflichtversicherung. Alle weiteren Versicherungen sind Ansichtssache und solltest Du genau abwägen. Informiere Dich im Internet oder bei der Verbraucherzentrale.
- Wohnen: Wenn Du Miete zahlst, bietet eine kleine oder günstigere Wohnung viel Einsparpotenzial. Mit Zustimmung des Vermieters kannst Du Deine Wohnung während Deiner Auszeit auch untervermieten. Oder Du hast das alleine wohnen ohnehin satt und ziehst in eine WG? Bei Eigentum solltest Du Dich fragen, ob Du das darin gebundene Kapital nicht anderweitig besser nutzen kannst. Informiere Dich hierzu über entsprechende Seiten, z.B. hier.
- Kleidung: Du musst nicht ganz auf neue Kleidung verzichten. Aber Du kannst bewusster einkaufen. Was brauchst Du wirklich? Was ist von guter Qualität und hält länger als eine Saison? Kaufe antizyklisch. Also Sommerware im Winter und umgekehrt. Du kannst z.B. über Ebay oder Kleinanzeigen in Anzeigenblättern gute Kleidung zu kleinen Preisen erwerben. Empfehlenswert kann auch Fabrikverkauf sein. Aber dennoch Preise vergleichen.
- Verkehrsmittel: Brauchst Du ein Auto? Oder könntest Du Deine Wege auch mit dem Fahrrad zurücklegen? Oder eine Mitfahrgelegenheit unter Kostenbeteiligung nutzen? Oder wäre einfach ein kleineres einfaches PKW-Modell ausreichend? In größeren Städten ist mittlerweile Car-Sharing überall nutzbar.
- Tiere: Du hast einen Hund, eine Katze, Meerschweinchen? Geh auf Jagd nach Angeboten bei Futter, Einstreu oder Urlaubsunterkunft. Versuche Futtermittel und Hygieneartikel in größeren Gebindeeinheiten zu kaufen oder Futter selbst herzustellen. Die Urlaubsunterkunft muss keine vollausgestattete Tierpension sein. Ein privater Tiersitter ist günstiger und häufig für das Tier angenehmer. Das Sparpotenzial im Haustierbereich ist jedenfalls enorm.
Es gibt noch unzählige Möglichkeiten, Dein Budget aufzubessern. Geh einfach mal eine Woche lang Dein Leben konzentriert nach Sparmöglichkeiten durch. Schließlich hat jeder von uns statistisch ca. 30.000 Dinge….
In der nächsten Folge (4) der Reihe „Sabbatical“ geht es um die Wahl Deiner Ziele und der Fortbewegungsmittel.