Ein Kurpark irgendwo in Deutschland. Hohe alte Bäume, herrliche Rasenflächen, Wasserspiele, ein Minigolfplatz.
Nichts Besonderes also. Bis vielleicht auf die neuen Fitnessgeräte, die in einem schön angelegten Trimm-Dich-Pfad zum trainieren einluden.
Ich dachte noch, da geht doch eh niemand drauf.
Prompt kam ein älteres Paar, wahrscheinlich Kurgäste.
Sie war Feuer und Flamme.
Er diskutierte gleich alles ins Negative.
Sie wollte ausprobieren.
Er wollte seine Ruhe.
Sie probierte.
Er kommentierte.
Sie war inspiriert.
Er war genervt.
Ich machte meine Übungen. Ärgerte mich aber insgeheim über die nörgelige Art des Mannes.
Er konnte einen schon runterziehen. Woher bekam man nur eine so negative Wirkung? Störte ihn das nicht selbst?
Aber ich war erleichtert darüber, dass ich mich überwunden hatte, zu trainieren. Es tat einfach gut. Trotz des Nörglers.
Plötzlich ein Riesengetöse und Lachen. Eine Gruppe älterer Leute war gekommen. Einige setzen sich auf eine Bank, von der aus man super gut die Geräte im Blick hatte.
Zwei Frauen, eine offensichtlich Rentnerin, die andere eventuell ihre Tochter, schwangen sich fröhlich und lachend auf die Geräte.
Sie diskutierten eifrig, wie das aktuelle Gerät wohl funktionierte und zogen sich gegenseitig auf.
Ihr Lachen zeigte Wirkung. Ich musste direkt mitlachen.
Sie wurden lebhaft von ihrem Anhang auf der Bank angefeuert.
Auf Englisch.
Und ich dachte sofort schmunzelnd „typisch Engländer“.
Ich war einige Male in England gewesen und hatte dieses herzliche, spontane, humorige Völkchen kennengelernt. Menschen, die gerne über sich lachten und sich selbst einfach nicht so wichtig nahmen.
Das färbte schnell ab. Einfach very british.
Typisch Engländer.
Jeder wusste, was diese Menschen ausmachte. Oder glaubte es zu wissen.
Jeder hatte sofort ein bestimmtes Bild im Kopf.
Ich fragte mich, was dem Betrachter wohl für Gedanken kamen, wenn er mich sah?
Hast Du Dir schon mal überlegt, welche Assoziationen anderen kommen, wenn sie Dich sehen?
Was bleibt eigentlich von Dir hängen, wenn Du „auftrittst“?
Martin, mein Sportpartner, antwortete auf die Frage: „Der andere sieht, dass ich sportlich, durchsetzungsstark und lustig bin“.
„Prima“ antwortete ich, „aber das war nicht die Frage.
Die Frage ist, wie Du auf andere wirkst.
Also, was bringst Du anderen rüber?
Nehmen sie Dich auch als sportlich, durchsetzungsstark und lustig wahr?
Oder wirkst Du auf Dritte ganz anders?“
Da fällt mir eine Story aus meinen Abi-Zeiten ein: Ich war jung, hübsch, hatte tolle Haare bis zur Hüfte und eine ganz ordentliche Figur. Die Jungs warfen gern ein Auge auf mich. Und ich fand mich nach langen Jahren der pubertären Zweifel endlich mal richtig gut.
Nur in der Schule klappt es nicht so recht. Gerade mein Deutschlehrer (intellektuell, akademisch, fordernd) konnte mit mir nicht viel anfangen. Zwischen uns kam es gerne zu Wortgefechten, die ich damals schon gut beherrschte.
Eines Tages sagte er: „Mit dieser Art wirst Du irgendwann mal heftig Probleme bekommen.“
Ich war irritiert. Jetzt wo ich endlich auf dem richtigen Weg war? Andere mochten mich doch? Was meinte der bloß?
Einige Jahre später. Ich hatte meine kaufmännische Ausbildung hinter mir, war inzwischen ziemlich erfolgreich im Job. In unserer Abteilungs-besprechung kam es immer wieder zu Diskussionen, in denen ich gerne meine Meinung sagte.
Eines Tages bat mein Abteilungsleiter, mit dem ich mich bestens verstand: „Du musst auf Deine Wirkung achten. Je nachdem, wie Du reagierst, kippt die Stimmung es gesamten Teams ins Positive oder Negative. Du kannst Leute mitreißen oder auch ganz schnell runterziehen.“
Aha, wieder mal meine Wirkung. Ein bisschen ärgerte ich mich. Aber viel mehr fragte ich mich, was Wirkung überhaupt ist?
Deine Wirkung ist das, was andere von Dir in Erinnerung behalten.
Sie ist das, was Dich sympathisch oder unsympathisch erscheinen lässt.
Sie ist der Geschmack, der bleibt, wenn Du schon längst weg bist.
Sie ist sozusagen der „Abgang“ beim Wein: trocken, sauer, lieblich, fad.
Die Wirkung ist das „nach dem Spiel, ist vor dem Spiel“.
Die Wirkung, die Du jetzt hinterlässt, schafft den Vorgeschmack für das nächste Mal.
Pass auf Deine Wirkung auf! Sie macht Dich erst besonders
Wie wirkst Du auf andere im Job oder Privatleben?
Manchmal bist Du sicher überrascht, wie Dir die Sympathien zufliegen. Manchmal ist es vielleicht auch das Gegenteil.
Welche Reaktionen bekommst Du von anderen?
Frage Deine Freunde ganz direkt, wie Du auf sie wirkst.
Wie willst Du wirken?
Du bist erschrocken von dem Ergebnis Deiner Freunde-Umfrage?
Deine Wirkung geht eher Richtung streng und spaßfrei, statt spontan und sympathisch?
Oder wirkst Du auf Dritte unsicher, statt selbstbewusst?
Mit Deinem „Charme“ kommen Deine Freunde nicht immer zurecht, dabei hältst Du Dich für echt nett, charmant, sympathisch?
Wie willst Du wirken? Was möchtest Du an Deiner jetzigen Ausstrahlung ändern?
Bastel Dir Deine Wunsch-Wirkung.
Wie kommst Du zu Deiner Wunsch-Wirkung?
Am besten erstellst Du Dir einen Ich-Avatar.
Also, Du beschreibst Dich von Kopf bis Fuß so, wie Du gerne wirken möchtest. Z.B. selbstbewusst, souverän, kollegial, teamfähig, lustig, charmant, klug, …
Was macht Wirkung überhaupt aus?
Wir wirken auf Andere, ob wir wollen oder nicht.
Wir wirken mit unserem Äußeren, aber auch mit unseren Gedanken.
Wir wirken mit unseren Erfahrungen, Ideen, Träumen.
Wirkung ist wie ein Rezept, bei dem jede Komponente eine wichtige Rolle spielt. Sonst schmeckt es fad, versalzen oder langweilig.
Mit welchen Komponenten wirkst Du?
Optik
Nicht umsonst heißt es „Kleider machen Leute“. Du wirkst durch Deine Art, Dich zu kleiden. Stil, Farben, Stoffe, Muster, Accessoires strahlen aus.
Sie wirken eben – fröhlich, lebendig, jung oder stylish, hipp, ausgeflippt oder konservativ, stilvoll, edel oder gruftimäßig, dunkel, mystisch.
Auch die sonstigen Komponenten Deiner Optik wirken. Also natürlich Körperbau, Figur, Haarschnitt, Gesichtsausdruck, Brille, …
Es gibt nichts, was nicht wirkt.
Sprache, Gestik und Mimik
Welche Art der Formulierung nutzt Du (welche Kraftausdrücke, Sprechgeschwindigkeit, Stimmlage, Tonalität)?
Ist Dein Gesichtsausdruck normalerweise eher kritisch? Hast Du tiefe Grüblerfalten an Stirn und Nase? Zeigt sich Deine Unzufriedenheit und kritische Haltung an den Fältchen oberhalb der Lippe?
Lächel Dich einfach mal an. Im Bad, im Auto, im Büro. Tut gut und hebt die Stimmung.
Inzwischen ist es sogar wissenschaftlich belegt, dass der Körper zwischen echtem und unechtem Lachen nicht unterscheiden kann. Er produziert einfach Glückshormone, sobald Du fröhlich bist.
Also, mach es wie meine englischen Fitness-Kollegen – lachen und kindlich-neugierig sein.
Tut echt gut!
Persönlichkeit
Wie agierst Du mit anderen? Bist Du immer der Erste, der sich an Diskussionen beteiligt? Lässt Du auch andere zu Wort kommen? Zeigst Du Dich interessiert an den Beiträgen anderer?
Wovon erzählst Du?
Von Dir?
Vom Sport?
Vom Urlaub?
Von Deinen Tieren?
Von gar nichts?
Was zeigst Du von Dir?
Deine Wirkung ist wie ein Puzzle, das Dich ausmacht. Wenn Puzzleteile fehlen wird es uninteressant.
Wenn Du nichts von Dir erzählt, fehlen eine Menge Puzzleteile…
Hab und Gut
Womit umgibst Du Dich? Geht das nach dem Motto „mein Haus, mein Boot, mein Auto?“
Sammelst Du lieber Porzellanschafe oder Statussymbole?
Deine Art zu leben, Dein Stil, mit dem Du Dich umgibst, sagen viel über Dich aus. All das wirkt auf uns.
Und Deine Art, damit umzugehen, sagt mindestens genauso viel über Dich aus.
All diese Dinge wirken. Mit und ohne Worte.
Paul Watzlawick sagte einmal sein berühmtes Zitat:
„Man kann nicht nicht kommunizieren.“
Egal, was wir tun, wir strahlen etwas aus.
Kommunikation kann spannend und anregend und fad und abstoßend sein.
So wie unsere Wirkung.
Was macht Deine Wirkung aus? Ich bin gespannt.
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