Deine Kunden sind mehr als zufrieden mit Dir.
Deine Kollegen mögen Dich und fragen Dich um Rat.
Du hast einige Jahre Erfahrung und so schnell haut Dich nichts mehr um.
Du machst auch gerne mal Überstunden, wenn Not am Mann ist.
Dein Arbeitgeber gibt Dir regelmäßig gute Beurteilungen.
Großartig! Nur, warum geht einfach nichts weiter?
Warum erkennt niemand, dass Du nicht nur einer von Vielen bist?
Warum bekommen immer nur andere mehr Gehalt, interessantere Aufgaben oder Fortbildungen?
Du fühlst Dich wie ein Fisch im Wasser – und tausend andere Fische um Dich rum.
Klar, da gibt’s für jeden genug Futter. Und Gesellschaft ist ja auch ganz schön.
Aber soll das alles sein? Einer von Vielen zu sein und in der Menge unterzugehen?
Du kannst mehr. Und Du willst mehr.
Zeig, womit Du aus der Menge herausstichst.
Nutze das Personalgespräch, um positiv auf Dich aufmerksam zu machen.
NEEEIIINNN, bloß nicht, denkst Du?
Ein Gespräch muss sein.
Personal-/Mitarbeitergespräch, Personalentwicklungsgespräch oder wie auch immer es in Deinem Betrieb heißt.
Hauptsache die richtigen Leute nehmen sich kurz Zeit für Dich und Du nutzt diese Zeit auch.
Und dann Klartext reden. Endlich mal wieder frischen Wind reinbringen.
Puuuh….Aber wie?
Kennst Du das Gefühl, wenn Dir schon beim Gedanken an ein Gespräch mit Deinem Chef flau im Magen wird? Du weißt gar nicht, wo Du anfangen und wie Du überhaupt auf ihn zugehen sollst. Du weißt nur, ohne ein Gespräch kommst Du nicht weiter.
Du drehst Dich und drehst Dich … und lässt es dann wieder mal sein.
Es geht doch auch so…
STOPP!
Geh es jetzt an. Ich unterstütze Dich mit erprobten Tipps aus der Praxis.
Aus Sicht der Führungskraft und des Mitarbeiters.
Step by step.
Personalgespraech – so redest Du Klartext und bringst frischen Wind in Deinen Job
In diesem Teil 1 von „Klartext – Wie Du im Personalgespraech überzeugst“ gebe ich Dir das Handwerkszeug, das Du zur Vorbereitung und Terminierung Deines Gesprächs brauchst.
Also, lass uns losgehen.
Step 0: Stillhalten
Naja, eigentlich ist das ja ein Schritt, den Du gar nicht machen sollst. Deshalb Step 0.
Aber ganz WICHTIG:
- Geh jetzt bitte noch nicht auf Deinen Chef zu.
- Mach noch keinen Termin.
- Erzähl auch nicht Deinen Kollegen, was Du vorhast.
Warum?
Ganz einfach. Zuerst musst Du Dir glasklar darüber sein, welche Ziele Du überhaupt verfolgst und wie Du sie erreichen willst. Wie willst Du Deinen Arbeitgeber sonst überzeugen?
Sprichst Du Deinen Chef oder die Personalabteilung nun auf einen Gesprächstermin an, wirst Du womöglich gleich zum Termin gebeten. Und dann?
Ablehnen kannst Du diese Einladung nicht. Das wäre ein ganz schlechter Anfang.
Also nimmst Du sie an und bist vielleicht total unsicher.
Stotterst, erklärst unstrukturiert, was Du willst oder wirst vor lauter Nervosität gereizt.
Und: Erzählst Du es vorab Kollegen, erfährt Dein Chef es bald von der Seite – kein guter Stil.
Oder: Deine Kollegen wollen sicher ihre Meinung dazu abgeben. Das verunsichert an dieser Stelle nur.
Nein, das kannst Du viel besser.
Bleib einfach erst mal bei Dir und gehe die folgenden Schritte durch.
Danach erst gehst Du auf Deine Vorgesetzten zu.
Du wirst sehen, so bringst Du ganz einfach frischen Wind in Deinen Job.
Step 1: Dein Ziel
Was willst Du in diesem Gespräch erreichen? Lege ganz konkret fest, was Dein Ziel ist. Nicht nur so ein bisschen Wischi-waschi. Sondern glasklar. Z.B.
Willst Du mehr Gehalt? Wie viel? Ab wann?
Mehr Qualifizierungsmaßnahmen? Welche? Mit welchem Ziel?
Mehr Kompetenzen? Mehr/besondere Aufgaben? Welche? Nebenbei oder Vollzeit?
Du möchtest befördert werden? In welche Funktion? Ab wann? In welchem Bereich?
Wichtig ist, dass Du an dieser Stelle für Dich genau festlegst, wohin die Reise gehen soll. Wie willst Du einen anderen von Deinem Ziel überzeugen, wenn Du Dir selbst nicht ganz sicher bist?
Step 2: Dein Weg zum Ziel
Was wärst Du bereit, in Dein Ziel zu investieren? An Zeit, Mühe, Geld, Veränderungen?
Wenn Du jemanden von Deinem Ziel überzeugen möchtest, ist es wichtig, dass Du ihm auch möglichst konkret schildern kannst, wie Du nach Deiner Planung dahin kommen wirst. Und, dass Dein Plan realistisch ist.
Beispiel: Du hast über Jahre weiterführende Aufgaben und Fortbildungen abgelehnt. „Schuster bleib bei Deinen Leisten“ war Dein Motto. Nun möchtest Du gerne auch mal Karriere machen und Gruppenleiter werden. Daraus wird wahrscheinlich nichts werden. Wie soll Dein Chef Vertrauen in Deine Einsatzbereitschaft haben, wenn davon bisher nichts zu sehen war?Bleib daher auch Dir selbst gegenüber ehrlich.
Willst Du mehr Geld verdienen, strebst aber nicht nach einer neuen Aufgabe, weil Dir Dein Job richtig Spaß macht? Dann sag es auch. Nur so kann Dein Unternehmen sich überlegen, was es Dir zusätzlich Passendes bieten kann.
Könntest Du z.B. nebenher Azubis ausbilden und dadurch mehr verdienen?
Oder einen bestimmten wichtigen Kunden übernehmen?
Oder zu Deiner Tagesarbeit in einem Projekt mitarbeiten?
Nur, wenn Du Dir selbst gegenüber ehrlich und klar bist, kann es auch Dein Unternehmen Dir gegenüber sein.
Step 3: Dein Warum
Du hast ein Ziel, ein Anliegen. Das erläuterst Du Deinem Chef.
Du hast eine Vorstellung, wie Du dahin kommst. Auch das erklärst Du.
Damit ist ein großer Schritt getan. Deine Beweggründe sind klar.
Und wahrscheinlich haben Deine Motive mit dem Wunsch nach mehr Geld, Anerkennung, Status und dem Wörtchen „ich“ zu tun.
Sind das Argumente und Motive, die für Deinen Arbeitgeber ausschlaggebend sind?
Was beeinflusst seine Entscheidungen wirklich?
Warum sollte Dein Arbeitgeber Dich unterstützen?
Ich weiß, jetzt reagierst Du entrüstet. Preist Deine Qualitäten an. Du bist ja auch schon so lange dabei. Und hast es verdient. Und Du verstehst Dich doch so gut mit Deinem Chef.
Mag sein. Das sind aber keine ausreichenden Gründe für ein Unternehmen, in einen Mitarbeiter zu investieren.
Die Fragen, die sich Dein Arbeitgeber stellt, sind:
Was hat das Unternehmen/meine Abteilung davon, wenn wir diesem Mitarbeiter mehr Geld/Fortbildung/Kompetenzen/weiterführende Aufgaben geben?
Welcher konkrete Nutzen steht dem Investment gegenüber?
Können/wollen wir ihn dadurch langfristig an uns binden?
Wie wirkt das auf die Abteilung/den Betriebsrat, das Unternehmen?
Wer wird dafür dieses Jahr aus der Planung ausgegrenzt, da das Budget sonst nicht mehr ausreicht?
Diese Fragen erstaunen Dich? Das ist Praxis.
Es ist ganz einfach: Irgendjemand hat in Deinem beruflichen Umfeld die Budgetverantwortung für Deine Kosten. Denn ob Gehalt, Seminare oder auch nur ein neuer Bleistift – es entstehen Kosten, die jemand trägt. Und derjenige muss besondere oder höhere Ausgaben in der Regel begründen. Aber zumindest budgetieren. Und wie wir alle, kann auch der Vorgesetzte das Geld nur einmal ausgeben.
Dazu kommt, dass Deine Förderung eine gewisse Wirkung haben wird. Auf das gesamte Umfeld. So etwas kann schnell nach hinten losgehen. Und das muss der Vorgesetzte vorher abschätzen.
Finde also auf diese Fragen aus Sicht Deines Chefs Antworten, die Dein Vorhaben unterstützen.
Finde Deine Nutzenargumentation auf dieser Basis.
Dann hast Du schon viel gewonnen.
Wenn Du diese später Deinem Gesprächspartner vermittelst, wirst Du Dich wundern, wie aufmerksam er/sie Dir plötzlich zuhört.
Das kannst Du doch nie im Leben?
Glaub mir, wenn Du Dich so vorbereitest, kannst Du das. Oder glaubst Du, Frau Merkel hat schon in der Wiege Reden gehalten?
Diese Gründe können im Detail für Deinen Chef ausschlaggebend sein:
Anerkennung und Motivation
Dein Chef hat vielleicht im Tagesgeschäft gar nicht mehr auf dem Schirm gehabt, dass Deine letzte Gehaltserhöhung schon so lange her ist. Er erkennt Deine guten Leistungen an und schwupp, hast Du eine Gehaltserhöhung.
Oder er möchte Dich unbedingt im Unternehmen halten. Da er jetzt sieht, dass Du unzufrieden bist, investiert er gerne in Dich.
Interne Gründe
In den meisten Unternehmen gibt es eine hierarchische Unternehmensstruktur. Also z.B. Sachbearbeiter – Gruppenleiter – Abteilungsleiter – Geschäftsführung.
Führungskräfte müssen dafür rekrutiert und ausgebildet werden. Dein Chef wusste womöglich bislang gar nichts von Deinem Ziel, Mitarbeiter zu führen. Oder ein Projekt zu leiten. Oder einfach nur eine wichtige Aufgabe in Deinem Bereich zu übernehmen. Und da er nun Deine Ambitionen kennt, fördert er Dich gerne.
Frauenquote: Ich bin zwar ein Gegner solcher Zwangs-Beförderungen, aber sie ist nun mal geschaffen worden. Also muss ein Unternehmen dem auch gerecht werden. Und so kannst Du als Frau Glück haben – wenn Du die Fähigkeiten und das Stehvermögen dazu mitbringst.
Teamzusammensetzung: Ich habe beste Erfahrungen mit einem gut gemischten Team gemacht. Alle Altersgruppen, alle Geschlechter, alle familiären Situationen. So kann es sein, dass Du mit Deinem Vorhaben gerade recht kommst und sich für Deinen Chef gleich einige Fragezeichen auflösen.
Taktik
- Du bist eher ein kritischer Mitarbeiter?
- Bist im Betriebsrat engagiert?
- Kennst den Vorstand gut?
- Bist damals günstig eingestellt worden?
- Es sind ohnehin Umstrukturierungen geplant, die noch nicht publiziert wurden?
- Du gehörst zu den älteren Mitarbeitern, die als Zeichen des guten Willens besonders gefördert werden?
Auch das können Gründe sein, in Dich zu investieren.
Muss aber nicht sein.
Das heißt also nicht, dass Du nur deshalb gefördert wirst.
Mach Dich nicht kleiner als Du bist.
Sympathie
- Dein Vorgesetzter arbeitet gerne mit Dir zusammen?
- Du bist den wichtigen Personen im Haus sympathisch?
- Du wirkst ausgleichend, motivierend, tonangebend im Team?
- Jedes Projekt läuft gleich viel „runder“, wenn Du mitarbeitest?
- Dein Vorgesetzter schätzt Deinen Mut für dieses Gespräch?
- Vielleicht auch ein Mix aus allem?
Auch hierin liegen Gründe, die Deinen Arbeitgeber motivieren können, Dich zu fördern.
WICHTIG: Zu diesem Bereich –Taktik– solltest Du Deinen Arbeitgeber nie direkt ansprechen. Das wäre höchst unklug und könnte negativ ausgelegt werden. Damit gewinnst Du garantiert nichts.
Und es spielt auch keine Rolle, welche Gründe für Deinen Chef überwiegen. Nur das Ergebnis zählt.
Step 4: Deine Terminvereinbarung
Jetzt bist Du soweit. Ziel, Weg und Nutzenargumente hast Du festgelegt.
Geh jetzt auf Deinen Vorgesetzten zu. Direkt. Geh nicht zur Personalabteilung und bitte sie, für Dich einen Gesprächstermin mit Deinem Chef zu vereinbaren. Oder gar zum Betriebsrat. Das wäre mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Das kann bei Bedarf später kommen.
Jetzt gilt es einen Termin für Dein Personalgespräch zu vereinbaren, an dem Dein Vorgesetzter 15 Minuten Zeit für Dich hat. Falls Du nach dem Anlass gefragt wirst, antworte ganz locker, dass Du über Dein berufliches Weiterkommen sprechen willst. Es ist nur fair, wenn Dein Gesprächspartner sich auch ein wenig vorbereiten kann.
Sag es ganz ruhig und mit Deinem üblichen betrieblichen Wortschatz. Nimm bloß nicht meine Formulierungen, wenn das nicht Dir entspricht.
Sei freundlich und gelassen. Oft starrt man sein Gegenüber vor lauter Nervosität an, als hätte man eine Bombe dabei. Sei einfach ganz locker und bedanke Dich für einen Termin.
Und falls sich Dein Chef gleich Zeit für Dich nimmt? Prima! Jetzt bist Du ja bestens vorbereitet.
Und falls er sich keine Zeit nehmen möchte? Kann ich mir zwar nicht vorstellen, aber es gibt nichts, was es nicht gibt. Dann versuche es morgen nochmal.
Wenn Dein Vorgesetzter bei seiner ablehnenden Haltung bleibt, frage nach den Gründen. Und binde im nächsten Schritt den Personal-/Betriebsrat oder die Personalabteilung ein.
Das ist aber in der Regel nicht notwendig. Denn Dein Chef/Deine Chefin ist sicher auch gespannt, was Du mit ihm/ihr besprechen möchtest.
Und dazu kommen wir in den Steps 5 – 9 zur Durchführung und Nachbereitung Deines Gesprächs. Diese findest Du in Klartext – Wie Du im Personalgespräch überzeugst (Teil2).
Probier es einfach aus und erzähl mir, wie es lief. Oder frag mir vorher noch Löcher in den Bauch. Und denk immer daran: Da geht noch viel!