Frauen fragen nie nach mehr Gehalt, Frauen warten

 

Supermarkt.

Puuh, ist die Schlange an der Kasse wieder lang.

Nur eine Kasse geöffnet und die Kassiererin nicht die schnellste. Ich wollte hier eigentlich nicht das Wochenende verbringen.

Jetzt stockt es richtig.

Der Kunde ganz vorne zählt aus seinem Geldbeutel das Kleingeld ab. Es reicht nicht.

Also sucht er noch in seinen Hosentaschen. Ganz gelassen.

Ich bin genervt. Aber auch verwundert.

Wie kann man so gelassen 10 Leute aufhalten, die schon zappelnd warten? Stört ihn das nicht?

Endlich stimmt der Betrag.

Dann hält der Kunde noch einen kleinen Smalltalk über das Wetter mit der Kassiererin und geht. Völlig ungerührt.

Hinter mir steht eine Frau, die zu ihrem Begleiter sagt: „Das macht nur ein Mann.“

Er antwortet: „Du kannst doch auch das Kleingeld zusammensuchen.“

Sie: „Das wäre mir viel zu peinlich bei der Schlange an Leuten.“

 

Genau das ist ein typischer Satz einer Frau: „Das wäre mir viel zu peinlich.“

Für viele Frauen ist es unangenehm, im Fokus zu stehen, von anderen womöglich begutachtet oder gar kritisiert zu werden.

Und das nicht nur im Privatleben. Erst recht im Berufsleben.

 

Frauen fragen nie nach mehr Gehalt

Mein erster Arbeitgeber nach meiner Ausbildung war ein amerikanischer Konzern. Hier war es üblich die Gehälter auszuhängen. Ja, wirklich, am schwarzen Brett hingen die Namen und Gehaltsklassen mit Beträgen aus. Man konnte also jederzeit nachlesen, wer mehr oder weniger verdient. Und jede Gehaltserhöhung wurde ebenfalls gesondert aufgeführt.

Was dabei auffiel, war, dass bei den Gehaltserhöhungen immer nur wenige Frauen genannt waren – bei einer Frauenquote von 70% im Unternehmen.

Und: Es wurde weniger über Gehälter gelästert, als wenn diese vertraulich behandelt wurden. Aber das kennt man eben bei uns in deutschen Unternehmen in der Regel nicht. Hier ist das individuelle Gehalt immer noch geheime Kommandosache. Und eine Frage des sich selbst Verkaufens.

Ich selbst habe immer ganz stolz gesagt: „Ich habe nie nach mehr Gehalt gefragt. Ich habe es bekommen, weil ich super Leistung gebracht habe.“

Stimmt! Aber, dass mein Gehaltsniveau weit unter dem der männlichen Kollegen lag, habe ich erst sehr spät herausgefunden…

 

Frauen verkaufen ihre Leistung nicht aktiv genug

Ich hatte viel mit Vertriebskollegen zu tun. Dort waren sowohl Frauen als auch Männer erfolgreich. In der Mehrzahl allerdings Männer.

Eines Tages hatten wir eine gemeinsame Vertriebstagung. Der Vertriebsdirektor sitzt mit einer Vertriebsleiterin und einem seiner Vertriebsleiter zusammen.

Der Vertriebsleiter erhält den Tipp, einen bestimmten Kunden anzusprechen:“ Ich rufe den Kunden nachher gleich an. Ich kläre das!“, ruft er und kann sich kaum beruhigen. Ich dachte, „Warum muss er das betonen? Ist das etwas Besonderes? Das ist doch sein Job.“

Die Vertriebsleiterin hatte an diesem Tag neben der Tagung schon 10 Kunden kontaktiert und bereits Geschäfte gemacht. Sie legte einen Excel-Ausdruck vor den Vertriebsdirektor. Der sagte: „Ah, danke. Du warst heute auch schon aktiv.“ Das war alles.

Sie hatte viel mehr Geschäft generiert, viel mehr Zeit investiert. Aber ihr Kollege hatte einen simplen Anruf als etwas Besonderes verkauft. Und Erfolg damit.

 

Frauen im BerufWarum macht Frau sich fast unsichtbar?

Wir haben es nie gelernt. Und irgendwie immer noch nicht geändert

Ich denke immer an die Sprüche in meinem Poesiealbum, so wie:

Sei wie das Veilchen im Moose,
sittsam bescheiden und rein
und nicht wie die stolze Rose,
die immer bewundert will sein.

Das ist Ausdruck einer Lebensphilosophie aus vergangener Zeit. Nur, genau so verhalten sich heute im Berufsleben noch die allermeisten Frauen. Sie können sich schlecht verkaufen, bewerten sich eher negativ und warten darauf, dass ein Dritter ihre Leistung (an-)erkennt. Kurz: Sie machen sich unsichtbar.

Das ist auch erstmal gut gemeint, hat nur einen Haken: Die meisten Vorgesetzten sind Männer. Und springen damit naturgemäß eher auf männliche Verhaltensweisen an. Und da findet sich das zaghaft Zurückhaltende eher weniger. Vielmehr werden sogar kleine, selbstverständliche Handlungen, zum rechten Zeitpunkt ins Rampenlicht gestellt wie ein Lottogewinn.

Sowohl das Timing wie auch die Selbstdarstellung fallen Frauen schwer. Sie warten.

Sie warten darauf, dass ihre Leistung erkannt und honoriert wird.

Und bis dahin arbeiten sie. Machen Überstunden. Nehmen anderen die Arbeit ab. Unterstützen die Kollegen. Machen sich bei Kunden beliebt. Sind die rechte und linke Hand des Chefs. Beliebt, fleißig, immer da.

Und warten.

Statt das zu nutzen, was heute da ist.

 

Bis zu den heutigen Möglichkeiten für die Frau war es ein langer Weg:

1886 – Erstes Abitur einer Schülerin in Berlin.

1888 – Erste Frau, die selbständig ein Auto fährt: Berta Benz.

1899 – Deutschland ermöglicht erstmalig Abitur an Mädchenschulen. An Universitäten dürfen Frauen nur als Gasthörerinnen teilnehmen.

1908 – Gleichstellung der Mädchen in Schulbildung und Studium (preußische Mädchenschulreform). Habilitieren dürfen Frauen aber immer noch nicht.

1909 – Frauen dürfen jetzt die Fahrprüfung ablegen – vorausgesetzt, der Ehemann stimmt zu.

1918 – Frauen werden als Lehrkräfte zugelassen.

1923 – erste Professorin, Margarete von Wrangell.

1958 – ab jetzt dürfen Frauen auch ohne Zustimmung des Ehemannes ihren Führerschein machen.

Auch dürfen Ehemänner nicht mehr eigenmächtig den Arbeitsvertrag der Frau auflösen.

1962 – erst jetzt dürfen Frauen selbst ein Bankkonto eröffnen.

1969 – ab diesem Jahr gilt eine verheiratete Frau als geschäftsfähig.

1976 – ab jetzt dürfen Frauen eine Arbeit annehmen, ohne Zustimmung des Ehemannes.

1993 – erste Ministerpräsidentin in Deutschland, Heide Simonis.

2004 – erste Frau im Vorstand eines DAX-Konzerns, Karin Dorrepaal.

Obwohl seit 1953 bereits der Art.3 des Grundgesetzes die Gleichstellung von Mann und Frau festlegte, galt bis 1976 parallel dazu §1356 BGB, der die Rechte der Frau stark einschränkte.

 

Mit den Waffen einer Frau

Nein, hier sind nicht kurze Röckchen und tiefe Ausschnitte gemeint.

Sondern die beruflich relevanten Stärken einer Frau in Form von Empathie, sozialer Kompetenz, Teamfähigkeit, Auffassungsgabe, Multitaskingfähigkeit, Belastbarkeit, Networking, …

Es macht keinen Sinn, wenn Du versuchst, Dich auf eine möglichst männliche Art zu profilieren. Und zuletzt auch Dein Gehalt zu pushen. Das bist nicht du und macht Dich nur unglaubwürdig. Und das hast Du gar nicht nötig.

 

Das Warten hat ein Ende

Warum sollten wir Frauen nicht mindestens das gleiche Gehalt für Leistungen erhalten wie ein Mann?

Stell Deine Argumente, sprich: Leistungen, Deinem Gehalt gegenüber. Und begründe sachlich und fundiert, weshalb Deine Arbeit wie viel wert ist. In Euro und in Sachbezügen, z.B. Weiterqualifizierungsmaßnahmen, Aktienanteilen, Tankgutscheinen, etc.

Hier findest Du viele Tipps, wie Du einen Termin mit Deinem Arbeitgeber vereinbarst, in dem Du Deinen Gehaltswunsch besprechen kannst. Und was grundsätzlich in Gesprächen mit dem Vorgesetzten oder der Personalabteilung zu beachten ist.

Und hier erzähle ich Dir, wie ein Personalgespräch ablaufen kann.

Unter „Gehaltserhöhung – so überzeugst du Deinen Chef ganz einfach“ erarbeiten wir die wichtigen Eckpunkte für ein Gehaltsgespräch, dem niemand widerstehen kann.

 

Portrait2Wartest Du auch gerne, bis Dein Arbeitgeber Deine Fähigkeiten entdeckt?  Gehörst Du zu eh da-Mitarbeitern?

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