Deine Vorurteile bringen Dich auch im Job ins Abseits

Kennst Du das Problem mit den Wespen?

Erst kommt eine, dann kommt noch eine, und dann vermiesen sie einem schnell das leckere Essen oder das Eis.

Genauso ist das mit Vorurteilen.

Auch im Job bringen sie Dich nur ins Abseits.

 

Vorurteile

Ein Auto parkt neben mir ein. Ein Kombi. Gute deutsche Mittelklasse. Robust und geräumig.

Die Tür geht auf.

Es quillt etwas heraus. Es quillt noch mehr heraus.

Mein Gott, denke ich, wo kommen die ganzen Fleischberge her? Beine und Arme sind aus der Masse kaum auszumachen.

Endlich kommt ein Kopf. Die Frau ist doch gar nicht so alt, denke ich erstaunt.

Warum dachte ich eigentlich, sie sei älter?

Ich weiß auch nicht. Das ist in meiner Denke so verankert.

Dick = alt, dünn und drahtig = jung.

Ich parke an einem Fitnesspark. Davon hatte ich in meinem Beitrag „Pass auf Deine Wirkung auf!…“ schon erzählt.

Die Frau ging darauf zu.

Ich dachte nur: „Was will die denn da?“

Tja, was will man wohl in einem Fitnesspark…

Sie setzte sich auf das erste Gerät. Und tat das, wofür ich meistens zu bequem war – sie trainierte.

„Gut, dass die Gerätschaften so robust gebaut sind“, dachte ich boshaft. Das musste ich jetzt noch draufsetzen.

Nacheinander ging sie von einem Fitnessturm zum nächsten. Sie arbeitete sich voran. Und ich sah ein bisschen neidisch zu.

Das gab’s doch gar nicht. Diese Frau wog mindestens 150 Kilo. Ich wog die Hälfte (also noch mehr als genug).

Sie trainierte 11 Geräte durch.

Ich hielt den Ledersitz meines Autos warm.

Vielleicht würde sie jetzt auch noch den Kneipp-Wasser-Parcours absolvieren.

Ich würde jetzt shoppen gehen – nein, fahren natürlich.

Ob sie einen Job hatte?

Merkwürdig, dass ich mich das fragte.

Vor mir lief eine junge Frau mit einem Kinderwagen vorbei. Schlank, drahtig. Warum fragte ich mich das nicht bei ihr?

Ich hatte Vorurteile. Und dabei dachte ich immer, das würde mir nie passieren.

 

Das Wort „Vorurteil“ sagt ja schon eine Menge über das Problem.

Es ist eben das, was vor dem Urteil kommt.

Und ein Urteil fällt man erst, wenn man Für und Wider kennt.

Das Vorurteil dagegen fällt man spontan, ohne nähere Betrachtung der Sache.

 

Deine Vorurteile bringen Dich auch im Job ins Abseits

 

Vorurteile – was machen sie mit Dir?

Irgendwann nutzt Du sie inflationär.

Irgendwann bildest Du Dir kein Urteil mehr, hinterfragst nichts mehr, denkst nur in festen Bahnen.

Alle Blondinen sind doof und Fette sind faul.“

Du erarbeitest Dir keine Meinung mehr und diskutierst nicht mehr über Deine Eindrücke.

Du suchst Dir immer die gleichen Gesprächspartner, die keine neuen Ansichten einbringen.

Du bleibst geistig stehen oder entwickelst Dich sogar zurück.

Eine meiner besten Mitarbeiterinnen hatte mindestens 30 Kilo zu viel. Sie konnte sich nur im Schleichgang bewegen, hatte Probleme mit den Gelenken.

Aber sie arbeitete umso schneller.

Ihr Charme kam bei Kunden und Kollegen bestens an.

Und sie war für mich stets eine sichere Bank – allzeit bereit und dazu immer noch bestens gelaunt.

Das ist das beste Beispiel, wie dumm und sinnlos Vorurteile sind.

 

Was bedeutet das für Deine Arbeit?

Kollegen und Meinungen werden gerne „katalogisiert“, also in Schubladen gesteckt und spontan bewertet.

Wie heißt es so treffend: „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.“

Mit Vorurteilen gibt es nicht mal einen ersten Eindruck. Denn Du hast alle Meinungen schon vorgefertigt produziert.

Und das hat Auswirkungen auf Deinen Job.

Neue Kollegen können sich zum Beispiel gar nicht wirklich vorstellen.

Du kennst sie ja schon alle.

dick = faul
blond = blöd
älter = langsam
raucht = viele Pausen
tätowiert = taugt nix
studiert = eingebildet.

Auch Kollegen, die schon länger im Unternehmen sind, kennst Du alle. Sie bekommen keine Chance, sich in neue Aufgaben einzuarbeiten oder ihre Persönlichkeit zu ändern.

Frau Möller = war schon immer schwerfällig
Herr Walter = macht mehr Pausen, als dass er arbeitet
Frau Liebig = telefoniert den ganzen Tag mit ihrem Liebsten
Herr Roller = ist ungeduldig und schnell überfordert.

 

Gut, das hätten wir dann auch 

Alle sind einsortiert und durchschaut

Merkst Du, wie Dich dieser Gedankenmüll runter zieht?

Das stinkt zum Himmel, als wärst Du auf einem Müllberg unterwegs.

Aber selbst ein Müllberg hat hier und da hübsche Blümchen, die zwischen den Abfällen beharrlich wachsen. Die siehst Du aber vor lauter Vorurteilen gar nicht.

Und da Du Dir gerne noch die gleichen Gesprächspartner aussuchst, zieht es Dich noch mehr runter.

Und wird irgendwann wie ein Käse, der beim überbacken schön flüssig, aber beim erkalten zäh und fad wird.

 

Was sieht Dein Arbeitgeber in Dir?

Vorurteile stehen für Intoleranz, Inflexibilität und Spaßfreiheit.

Wenn Du je den Gedanken an Karriere hattest, wirst Du mit Vorurteilen wenig Freude haben.

Wer schätzt schon einen Mitarbeiter, der Übergewichtige, Frauen, Ausländer, Nichtakademiker, Kleine, Große, Zahnlücken oder sonst etwas nicht akzeptiert?

Wer will mit so einem Kollegen schon arbeiten?

Du schießt Dich nur selbst ins Abseits.

 

Raus aus der Abseitsfalle

Negative Einstellungen übst Du wie Autofahren. Irgendwann lebst Du sie im Schlaf. Perfekt, routiniert, souverän. Dann gehören sie zu Dir.

Auf Knopfdruck sind sie nicht wieder loszuwerden.

Du musst das Loswerden also üben.

 

1. Geh in die Höhle des Löwen

Geh genau dorthin, wo Deine größten Vorurteile sitzen oder eher gesagt die Menschen dazu.

Knüpfe mit ihnen Kontakte, z.B. in der Kantine, in Arbeitsgruppen, in einem Kurs für Übergewichtige und vielen Blondinen oder in einem Computerkurs für Senioren.

Überwinde Deine Distanz und Dein Schubladendenken.

 

2. Mentale Frische-Kur

Überarbeite Dein Denkmodell.

Wenn negative Gedanken aus Deiner Konserve auftauchen, verdränge sie nicht einfach.

Viel besser ist es, sie zu hinterfragen:

Welches Problem habe ich eigentlich?
Woher kommt mein Vorurteil?
Bin ich schon einmal in meinen Vorurteilen bestätigt worden?
Welche Stimmungen begleiten diese Gedanken?
Wie formuliere ich? Benutze ich Pauschalierungen oder bestimmte vorurteilsfördernde Begriffe?

 

3. Suche Dir neue Impulse, Abwechslung, Inspiration

Steuere künftig ganz präzise, welche Informationen Du wann bekommst.

Verbanne Deinen Fernseher in die dritte Reihe Deines Tagesablaufs.

Probiere Neues aus.

Geh joggen, reiten, schwimmen, mache Karate, male, singe, gehe ins Theater, …

Bilde Dich weiter. Lies einfach hier und leg los.

Tausche Dich mit anderen aus. Über alles. Über schöne Dinge. Über Probleme. Über Unbekanntes.

Gib Deinen Hirnzellen immer wieder neue Nahrung.

 

Fazit:

Mit Schubladendenken grenzt Du andere Personen aus.

Und mindestens genau so grenzt Du Dich selbst aus.

Du blockierst jede Entwicklung.

Du blockierst Dich.

 

Portrait2Hast Du Deine Vorurteile schon entlarvt?

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