Bist Du ein anerkannter Mitarbeiter oder ein eh-da-Posten?

Markus war unsere gute Seele im Stall. Er war für Futter, Pferdeboxen, Reitplatz und Sauberkeit zuständig.

Markus wohnte gleich neben der Stallgasse, bekam also auch mit, wenn es einem Pferd nicht gut ging. Es gab uns Pferdebesitzern ein gutes Gefühl und den Pferden auch.

War irgendetwas zu beachten, hieß es:

„Markus, kannst Du bitte der Liesel nachher die Tropfen geben?“

„Markus, der Molly braucht mehr Stroh. Denkst Du dran?“

„Markus, die Halle muss wieder gewässert werden. Es staubt.“

„Markus, warum hat die Lilo keine Bandagen an? Bitte unbedingt dran denken!“

„Markus, heute kommt unser Schmied. Stellst Du ihm Marie bitte hin?“

Ja, Markus war für uns unersetzlich. Und wir waren echt froh, ihn zu haben.

Weihnachten.

Ich schenkte Markus eine Flasche Wein. Er reagierte völlig erstaunt. Das erstaunte mich nun wiederum. Ich fragte nach. „Ganz einfach“ sagte er, „mir hat noch nie jemand etwas geschenkt“.

Das war ja nicht möglich. In diesem Stall hatten Leute ihre Pferde stehen, die nicht gerade unterprivilegiert waren. Ganz im Gegenteil. Da wären ganz andere Gesten möglich gewesen.

Plötzlich stand er auf. „Willst Du mal mein Zimmer sehen?“

Ich war total perplex. Warum sollte ich sein Zimmer sehen wollen? Und warum hatte er eigentlich keine Wohnung? Merkwürdig, dass ich nach einem Jahr immer noch nicht wusste, dass er keine Wohnung hatte.

Er machte die Zimmertür auf, die neben der Stallgasse zu seinem Reich führte. Und diesen Anblick werde ich nie vergessen.

Ca. 18 m². Voll gestopft mit seinem ganzen Leben. Ein ungemachtes Bett, getragene Kleidung über der Couch, Chipstüten über dem Boden verstreut, Bierflaschen in rauen Mengen. Das war das Reich unserer guten Seele im Stall.

Wirklich interessiert hat sich für ihn niemand.

Und Anerkennung war eher ein Fremdwort für ihn.

Er war eindeutig ein Eh-da-Posten.

 

Eigentlich heißt es Eh-da-Kosten. Wie abwertend das klingt!

Die Bezeichnung leitet sich aus der Kostenrechnung ab. So nennt man Fixkosten, die ständig entstehen, zum Beispiel Personalkosten, Raumkosten, Kosten für die IT-Infrastruktur, etc. Da diese Aufwände stets anfallen, bezeichnet man sie spaßeshalber als Eh-da-Kosten.

anerkannter MitarbeiterBist Du ein anerkannter Mitarbeiter oder ein Eh-da-Posten?

Mit der Zeit hat sich der Begriff auf Mitarbeiter übertragen, die eh da und stets einsetzbar sind.

Ein wenig Anerkennung steckt darin, ja. Aber auch viel Gewohnheitsrecht.

Da wird jeder Mitarbeiter zur festen Bank. Und häufig auch gar nicht mehr für neue interessante Aufgaben eingesetzt. Er steht ja für Aufgaben bereit, die gerne abgegeben werden. Da ist für etwas anderes kein Platz mehr.

Es ist ein bisschen wie in einer Ehe, die nach 10 Jahren etwas lahm wird. Man erkennt gegenseitig viel an und freut sich über „die sichere Bank“ an der eigenen Seite. So viel Mühe wie früher gibt man sich aber nicht mehr und findet eher neue Kontakte spannend.

Wenn Du so weit bist, wird es Zeit, an Deiner Beziehung zu arbeiten. Eben wie in jeder Beziehung. Vor sich hin laufen lassen sollte man sie nicht, dann schläft Vieles ganz schleichend ein.

So ist es auch im Job. Dein Chef ist Deine Leistung, Deine Pünktlichkeit und Deine Persönlichkeit gewohnt. Und honoriert all das auch mit den gewohnten Aufgaben und Abläufen.

Du willst nach 5 Jahren eine neue Aufgabe? Du wärst gerne irgendwann Teamleiter? Überstunden hast Du für dieses Jahr genug gemacht?

Auf diese Gedanken kommt Dein Arbeitgeber gar nicht mehr. Schließlich ist doch seit Jahren alles wunderbar geregelt.

 

Diese Gewohnheiten musst Du aufbrechen

Mach Dich bemerkbar.

Zeige, woran Du Interesse hast.

Fordere Abwechslung ein.

Trage Deine Ideen und Fragen zu Diskussion bei, wenn es sich ergibt.

Sei präsent.

 

Mach Dich interessant

In jeder Beziehung gibt es Zeiten, in denen die Schmetterlinge im Bauch mal Urlaub machen. Dann wird es Zeit, frischen Wind statt abgestandener Luft hereinzulassen.

Nichts anderes ist angesagt, wenn die Beziehung zu Deinem Unternehmen fad schmeckt.

Mach Dich interessant. Zeig Deine Interessen.

Hast Du tolle Ideen in Sachen Kundenbetreuung?

Bringe sie ein. Nicht gerade im Aufzug und auch nicht in der Kantine. Sondern bei passender Gelegenheit, zum Beispiel in der Teambesprechung.

Liegt Deine Stärke in der Beratung? Dann mach Dich bei Deinen Kunden stark. Der eine oder andere wird sich bedanken und Dich loben. Das kommt immer gut.

Lass private Stärken einfließen.

Bist Du im Verein Vorsitzender oder Protokollführer? Ist es Dein Ziel, im Urlaub mit dem Rad durch die Pyrenäen zu fahren? Oder bildest Du nebenbei Hunde aus?

Was das mit Deinem Job zu tun hat?

Ganz viel: Vereinsarbeit benötigt Ausdauer, Disziplin, Teamfähigkeit und Leidenschaft.
Sport braucht einen klaren Willen und Durchhaltevermögen.

Hunde auszubilden, braucht Führungsqualitäten wie Empathie, Durchsetzungsstärke, Geduld, konsequente Haltung.

Daher erzähle von Dir und von allen anderen, die Dich interessant finden.

 

Mach Dich rar

Denk an Deine Beziehung oder an Deine Familie. Wenn Du immer da bist, allzeit bereit für Haushalt, Reparaturen, Küche, Kinder, Freunde, Kollegen, Hund & Katz, wirst Du so spannend wie ein Baum. Eine Verabredung mit Dir ist nichts Besonderes mehr. Du bist ja eh da.

Genau dieses „Du bist ja eh da“ spielt Dein Arbeitgeber. Du mutierst zum Inventar: Nützlich, längst abgeschrieben und hier und da ein bisschen angeschlagen.

Mach Dich rar. Zeige, dass Du nicht frei verfügbar bist, dass auf Dich etwas oder jemand wartet, dass Du auch ein Leben außerhalb der Firma hast.

Lebe eine ausgeglichene Work-Life-Balance.

Zeige, dass Du gerne zur Arbeit kommst, aber auch gerne in Dein Leben außerhalb der Firma zurückkehrst.

 

Mach Dich fit

Du bist schon einige Jahre in Deinem Job tätig.

Deine Erfahrungen und Deine Kompetenz zeichnen Dich aus. Du warst immer auf Deine Aufgaben konzentriert und hast Dich auf die weitere Entwicklung innerhalb Deines Unternehmens konzentriert. Damit hast Du gegenüber neuen oder bereichsfremden Mitarbeitern viel voraus.

Aber auch die objektiven Anforderungen ändern sich.

Vor allem der Einsatz von Software hat sich im letzten Jahrzehnt elementar gewandelt. Die Anwendungen sind wesentlich umfangreicher und zugleich komfortabler geworden.

Auch das Fremdsprachenniveau ist gegenüber früher erheblich gestiegen.

Das gleiche gilt für die Anforderungen, große Mengen an Informationen zu verarbeiten und sinnvoll miteinander zu verknüpfen.

Wenn Du hier stehen bleibst, verpasst Du den Zug. Und rostest ein. Die Fähigkeit, neue Informationen und Arbeitsabläufe zu verarbeiten, nimmt dann sukzessive ab. Genauso, wie die mentale Fähigkeit, mit Änderungen und abweichenden Situationen fertig zu werden.

Mach Dich also fit. Und bleib dran.

Fremdsprachenkenntnisse kannst Du bestens in eigener Regie aufarbeiten. Dazu habe ich hier Möglichkeiten für jeden Bedarf und Geldbeutel aufgeführt.

Softwarekenntnisse, zum Beispiel in Microsoft Office, kannst Du Dir in Kursen oder per E-Learning aneignen. Oder einfach ausprobieren.

Um Dich mental fit zu machen, gehe routinierte Tätigkeiten einfach mal anders an. Zähneputzen mit links statt rechts, den täglichen Fußweg oder Anfahrtsweg bewusst anders wählen, eine neue Sportart lernen, statt mit dem Auto mit dem Fahrrad fahren, etc.

Nutze Deine freie Zeit zum Lesen oder Hören. Ob es Dir eher liegt, Texte zu lesen oder per Audiodatei zu konsumieren, bleibt Dir überlassen. Fest steht, dass Du so Deine Allgemeinbildung erweiterst und Deinen Blickwinkel veränderst. Und das verändert auch Deine Wirkung.

Fazit: Checke Dich aus der Sicht eines Dritten.

Was kannst Du? Wie wirkst Du? Wofür eignest Du Dich am besten?

Dein Ziel ist es, einfach Anerkennung für Deine Leistungen zu erhalten.

Nicht mehr als eh-da-Posten, sondern als gefragter Mitarbeiter.

 

Portrait2Kennst Du das? Warst Du auch mal ein eh-da-Posten?

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